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Schwangerschaftsstudie zeigt Bedeutung von Herzfrequenzmesswerten und Bewegung auf
Im Rahmen einer Studie der Universität von West Virginia wurden Veränderungen bei Herzfrequenzvariabilität und Ruheherzfrequenz als mögliche Indikatoren für den Geburtstermin enthüllt.
2021 berichteten wir über eine Studie der West Virginia University School of Medicine, in der WHOOP zur Überwachung von Gesundheitstrends bei aktiven Schwangeren eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um die erste Studie dieser Art, bei der vor, während und nach der Schwangerschaft zentrale biometrische Daten mithilfe eines Wearables erfasst werden. Nach mehr als drei Jahren ist die Studie nun abgeschlossen. Die Ergebnisse, die sich aktuell noch im wissenschaftlichen Begutachtungsprozess befinden, möchten wir euch nun exklusiv im Locker vorstellen.
ENTWICKLUNG VON HFV UND RHF BEI AKTIVEN SCHWANGEREN
Ziel der Studie war es, durch die kontinuierliche Überwachung von Herzfrequenzvariabilität (HFV) und Ruheherzfrequenz (RHF) Veränderungen in normalen Schwangerschaften bei körperlich aktiven Frauen festzustellen. Weiterhin sollte untersucht werden, ob sich ein erhöhtes Aktivitätsniveau positiv auf die genannten Herzfrequenzmesswerte auswirkt. Von März 2019 bis August 2020 nahmen insgesamt 38 Frauen an der Studie teil. Die Teilnehmerinnen waren zwischen 18 und 35 Jahren alt, trainierten mindestens dreimal pro Woche und beabsichtigten, ihr Trainingsprogramm auch während und nach der Schwangerschaft fortzusetzen. Zu Beginn der Studie war keine der Teilnehmerinnen schwanger, jedoch gaben alle an, innerhalb der nächsten 6 Monate schwanger werden zu wollen. Zwischen März 2019 und Juni 2021 wurden die WHOOP Daten von 18 Frauen von der Empfängnis bis zur Entbindung erhoben. Durchschnittlich erfolgte die Datenerfassung dabei 406 Tage lang. Die Frauen waren im Verlauf ihrer Schwangerschaften im Allgemeinen gesund und entbanden jeweils nach 37 bis 41 Wochen.
ÄNDERUNGEN BEI HFV & RHF VOR DER ERSTEN AUSBLEIBENDEN PERIODE
Fast unmittelbar nach der Empfängnis begann sich bei allen Teilnehmerinnen eine Abnahme der Herzfrequenzvariabilität und ein Anstieg der Ruheherzfrequenz abzuzeichnen. So zeigen die folgenden Diagramme einen deutlichen Abfall der durchschnittlichen HFV und einen ebenso ausgeprägten Anstieg der durchschnittlichen RHF. Beide Entwicklungen erreichten um die erste ausbleibende Periode 35 Wochen vor der Geburt ihren Höhepunkt. Schlussfolgerung Nr. 1: Durch die tägliche Überwachung von HFV und RHF könnte sich noch vor Ausbleiben der Periode eine Schwangerschaft feststellen lassen.
UMKEHR DER ENTWICKLUNG VON HFV UND RHF 7 WOCHEN VOR DER GEBURT
Wie oben zu sehen ist, zeigte sich die Entwicklung von HFV (abwärts) und RHF (aufwärts) über weite Teile der Schwangerschaft konstant. 7 Wochen vor der Geburt kehrte sich der Trend jedoch um: Die HFV stieg wieder an, während die RHF wieder sank – ein in früheren Studien noch nie beobachtetes Phänomen. Eine derart auffällige Veränderung beider Messwerte zu diesem spezifischen Zeitpunkt im dritten Trimester könnte ein Indikator dafür sein, wann mit der Geburt zu rechnen ist. Schlussfolgerung Nr. 2: Auf Grundlage dieser Erkenntnis könnten Ärzt:innen auf massive Veränderungen bei HFV und RHF achten und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, sollten sie früher auftreten als erwartet.
VIEL BEWEGUNG IN DER SCHWANGERSCHAFT VON VORTEIL
Insgesamt nahm die protokollierte tägliche Aktivität der Teilnehmerinnen während der Schwangerschaft ab: von durchschnittlich 28 Minuten vor der Schwangerschaft auf etwa 14 Minuten im dritten Trimester. Diejenigen Frauen, die noch relativ aktiv waren, wiesen im Vergleich eine durchweg bessere HFV und RHF auf. Dies zeigte sich insbesondere in den ersten beiden Trimestern der Schwangerschaft und unmittelbar nach der Entbindung. Dr. Shon Rowan, leitender Forscher der Studie, kommentiert: „Es gibt qualitative Belege für die kulturelle Erwartung, dass Frauen während der Schwangerschaft ‚langsam machen‘ sollten. Zwar haben sich die Leitlinien für Schwangere in Bezug auf körperliche Betätigung geändert, allerdings nicht wesentlich und es wird auch kaum Notiz davon genommen. Entgegen früheren Empfehlungen ergab diese Studie nun, dass jede Art von Aktivität während der Schwangerschaft von Vorteil ist. Dabei kommt es nicht unbedingt auf die Intensität, sondern vielmehr auf die Dauer an.“ Schlussfolgerung Nr. 3: Regelmäßige Bewegung in der Schwangerschaft wirkt sich positiv auf die kardiovaskuläre Gesundheit aus. Darüber hinaus können Frauen tatsächlich ihre Fitness verbessern, während sie schwanger sind, wie ein Vergleich der HFV-Werte vor und nach der Schwangerschaft zeigt.
FORSCHUNGSAUSBLICK
„Es herrscht eine große Wissens- und Bildungslücke, was die Untersuchung der Gesundheit von Frauen betrifft“, ergänzt Dr. Rowan. „Bemerkenswerte Ergebnisse wie die dieser Studie können die Tür für weitere Studien öffnen, bei denen breit verfügbare Wearable-Technologie eingesetzt wird. Dies wiederum kann den Anstoß geben zu weiterer Forschung, die zur Überarbeitung von Leitlinien und letztlich zu einer besseren Gesundheit der Bevölkerung beitragen kann.“ EMPFOHLENER PODCAST: Podcast 165: Dr. Shon Rowan zur Studie über Sport und HFV in der Schwangerschaft EMPFOHLENER ARTIKEL: Auswirkungen einer Schwangerschaft auf Ruheherzfrequenz, HFV und weitere Werte